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Das Mönchehaus Museum in Goslar widmet sich in wechselnden Ausstellungen der modernen und zeitgenössischen Kunst.

Gegründet wurde das Institut im Jahr 1978 in der Absicht, den internationalen Preisträgern des Goslarer "Kaiserrings" ein geeignetes Ausstellungsforum zu bieten. Den renommierten Kunstpreis vergibt die Stadt Goslar seit 1975 einmal im Jahr an einen herausragenden Gegenwartskünstler. Zu den Preisträgern gehörten u.a. Isa Genzken, Wolfgang Tillmans, Hans Haacke und 2023 erhielten die beiden russischen Konzeptkünstler Yuri Albert und Vadim Zakharov gemeinsam den Kaiserring. Am 12. Oktober wird die Schweizer Malerin Miriam Cahn mit dem Kaiserring der Stadt Goslar 2024 ausgezeichnet.

In dem Ackerbürgerhaus aus dem Jahre 1528 mit seinen Fachwerkgebäuden, Gewölbekellern und dem Skulpturengarten erleben Sie moderne Kunst in einem historischen Ambiente. Ein reiches Veranstaltungsprogramm mit Führungen, Künstlergesprächen, Vorträgen, Workshops und Konzerten erweitert das Verständnis für Gegenwartskunst. 

 
Öffnungszeiten: Dienstag - Sonntag von 11:00 - 17:00 Uhr

Aktuelle Ausstellungen:

09.06.2024 - 08.09.2024

Friedrich Schröder-Sonnenstern - Der dreifache Mondweltmeister

Die grotesk-komische Bildwelt von Friedrich-Schröder Sonnenstern (1892 – 1982) hat wiederholt internationale Anerkennung erfahren, aber ebenso Kontroversen hervorgerufen. Bis heute zählt der Künstler zu den sog. Outsidern. Nachdem er 1959 auf einer bedeuten-den Surrealisten-Ausstellung in Paris vertreten war und sich André Breton, Hans Bellmer und Jean Dubuffet für seine Kunst begeisterten, erreichte er zeitweise große Beachtung. Sein Stern verblasste in den 1970er Jahren, als zunehmend Werkstatt-Arbeiten und Fälschungen von ihm den Markt eroberten. Seither gibt es Wellen der zeitweiligen Wiederentdeckung und des Vergessens.

Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussion um „In- und Outsider“ der modernen und zeitgenössischen Kunst versucht die Ausstellung einen neuen, unvoreingenommenen Blick auf das Werk dieses Außenseiters zu werfen, das sich nicht in bekannte kunsthisto-rische Schubladen einordnen lässt. Schon 2013 versuchte Massimiliano Gioni auf der Biennale in Venedig die Grenzen zwischen professionellen Künstlern und Amateuren, „Outsidern und Insidern“, zu verwischen und präsentierte mehrere Arbeiten von Schröder-Sonnenstern.

Unsere Ausstellung zeigt erstmalig rund 40 Zeichnungen und 20 Grafiken aus der Berliner Privatsammlung von Angelika Bütow, ergänzt um sieben Zeichnungen aus der Kölner Sammlung Zander. Den Anstoß für Angelika Bütow, Werke von Schröder-Sonnen-stern in über 50 Jahren zusammenzutragen, gab eine persönliche Begegnung im Jahr 1969. Die spätere Psychologin arbeitete damals als Beschäftigungstherapeutin in der Berliner Psychiatrie, wo sie den Künstler kennenlernte und mit ihm nach seiner Entlassung bis zu seinem Tod eine freundschaftliche Verbindung pflegte.

Die umfassende Sammlung Zander mit Vertreterinnen und Vertretern der sog. Art Brut, Outsider Art und Naiven ist dagegen einer breiten Öffentlichkeit durch die langjährige Präsentation in Bönnigheim bei Ludwigsburg (1996 – 2020) bekannt. Sie enthält acht Arbeiten von Schröder-Sonnenstern, von denen sieben in Goslar ausgestellt sind.

Die Präsentation der Werke von Friedrich Schröder-Sonnenstern in unserem Hause hat eine Vorgeschichte. Unser Vereins- und Museumsgründer Th. K. Peter Schenning war von dessen Werken fasziniert und hat sie bereits 1973 – noch vor der Gründung des Kunstvereins 1974 – in seiner Junior-Galerie in Goslar und auf dem Messegelände in Hannover präsentiert, damals noch zeittypisch unter dem Titel Genieoder Irrer?

Die Beurteilung des Œuvres von Friedrich Schröder-Sonnenstern erfolgte meist nicht unabhängig von seiner abenteuerlichen Lebensgeschichte. Bevor der Künstler mit 57 Jahren zu zeichnen begann, hatte er Erfahrungen als Meierei-Gehilfe, Vagabund, Führer einer religiös-mystischen Sekte, Heiler, Wahrsager und Heiratsschwindler gemacht. Zudem wurde er bereits 1918 entmündigt und blickte auf mehrere Aufenthalte in der Psychiatrie zurück, wo bei ihm schon 1912 und 1917 Schizophrenie bzw. ein schizophre-ner Schub diagnostiziert wurde. Ein späteres Gutachten 1934 lehnte diese Diagnose wiederum ab. Schröder-Sonnenstern galt dennoch lange als Vertreter einer „Bildnerei der Geisteskranken“, wie Hans Prinzhorn 1922 die Kunst psychisch Kranker beschrieb, oder der Art brut. Dieses Urteil sorgte lange für eine Marginalisierung und Stigmatisierung seiner Kunst.

Inwieweit sich neue Sichtweisen auf das Werk ergeben – unabhängig von psychia-trischen Diagnosen – untersucht die Goslarer Ausstellung.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Angelika Bütow, Pamela Kort, Bettina Ruhrberg, Daniel Yakubovich und Susanne Zander, 164 Seiten, zum Preis von 18 Euro.

Die Ausstellung wird gefördert durch den Regionalverband Harz       

 

21.07.2024 - 22.09.2024

Dieter Nuhr. Du denkst an durchfahrene Länder.

Dieter Nuhr zählt zu den erfolgreichsten Comedians in Deutschland. Seiner Bühnen- und Fernsehkarriere ging eine malerische Ausbildung und künstlerische Tätigkeit voraus – für viele bis heute eine Entdeckung. Von 1981 bis 1987 studierte Nuhr an der namhaften Essener Folkwangschule und arbeitet seitdem bis heute — neben seinen Auftritten als politischer Kabarettist — kontinuierlich künstlerisch, zunächst als Maler, später mit dem Medium der Fotografie.

Seit Anfang der 2000er Jahre bilden Landschaftsfotografien das Ausgangsmaterial für eine anschließende Bearbeitung mit digitalen Pinseln. Mit dieser Technik entstehen Werke an der Schwelle zwischen Fotografie und Malerei.

Unsere Ausstellung trägt den Titel „Du denkst an durchfahrende Länder“, ein Zitat aus dem Gedicht „Erinnerung“ von Rainer Maria Rilke. Tatsächlich sind Nuhrs Bilder eng mit seinen Reiseerfahrungen in ferne Länder, aber auch innerhalb Europas, verbunden. Doch insbesondere auf Reisen nach Asien, Afrika oder Südamerika fängt er mit der Kamera weite, menschenleere Landschaften mit einem Panoramablick ein und überarbeitet sie dann in sanften Farbtönen, wobei er nie mehr als drei Farben in einem Bild verwendet. Die abstrakten malerischen Partien sind mit der gegenständ-lichen Fotografie quasi verwoben und lassen kontemplative Stimmungslandschaften entstehen. Die Malerei macht nach Nuhrs eigenen Worten „das Unbestimmte und Schwindende der Erinnerung sichtbar, das von der Zeit Vernebelte.“

Die Motivation für das Reisen ebenso wie für die künstlerische Tätigkeit liegt für Nuhr in der Begegnung mit dem Fremden, dem Unbekannten, dem Unsagbaren, mit anderen Weltsichten, „die sich rationaler Begründung entziehen.“ Dabei versucht er das Fremde wertfrei wahrzunehmen und keinen westlichen Denkmustern zu unterwerfen. Aus dem „Nicht-Verstehen-müssen“ entsteht für ihn ein besonderer Reiz, den er in der malerischen Bearbeitung aufgreift und weiterentwickelt. Die stillen, bewegungslosen und menschenleeren Landschaften werden so zu Meditationsbildern über die Wahrnehmung dieser Welt ebenso wie zu einem Spiegel der Innenwelt. Unverkennbar zeigt sich in ihnen die Bildtradition des Sublimen als das Bestreben, die Idee des Undarstellbaren im Kunstwerk zu manifestieren und vorstellbar werden zu lassen.

Neben Landschaftsansichten zeigt die Ausstellung Porträts von Menschen, denen Nuhr auf seinen Reisen begegnet — Erwachsenen ebenso wie Kindern. Im Unter-schied zu den Landschaftsbildern sind es reine Zeichnungen auf der Grundlage von Fotografien. Die meisten von ihnen sind nicht farbig übermalt, sondern in ein schwarzes konstruktives Gerüst eingebunden und vor einen weißen Hintergrund gestellt. Die Isolierung der Figur vor der weißen Fläche hebt ihre Individualität hervor, unabhängig von ihrem kulturellen Kontext.

 

Spätere Ausstellungen:

06.10.2024-27.01.2025

Daria Koltsova.
Kaiserringstipendiatin 2024
Daria Koltsova ist eine 1987 in Charkiw, Ukraine, geborene Künstlerin. Ihre künstlerische Arbeit umfasst Installationen, Performances und Videos. Seit der Annexion der Krim durch Russland und dem Krieg im Donbass im Jahr 2014 beschäftigt sie sich mit den Auswirkungen des Krieges und hinterfragt Möglichkeiten des Schutzes und der Resilienz. Im Mönchehaus Museum zeigt die Künstlerin ortsspezifische Werke, die auf aktuelle geopolitische und soziale Situationen in der Ukraine Bezug nehmen.

Kaiserringverleihung am Samstag, 12. Oktober 2024 um 11 Uhr in der Kaiserpfalz (Laudatio auf die Preisträgerin von Fabrice Hergott, Direktor des Musée d’art moderne de la Ville de Paris), anschließend gegen 12.30 Uhr im Mönchehaus Museum Ausstellungseröffnung „Miriam Cahn – Kaiserring der Stadt Goslar 2024“.

Weitere Informationen entnehmen Sie bitte der Website des Mönchehaus Museums Goslar.

Kontakt

Adresse

Mönchehaus Museum Goslar
Mönchestraße 1
D-38640 Goslar

+49 5321 42199

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